Die Azukibohne

Reich an Nähstoffen

Im Unterschied zu den meisten europäischen Küchen spielen die Hülsenfrüchte in Asien eine sehr wichtige Rolle in der Ernährung. Die feinste aller Bohnen (und nach der Sojabohne auch die meist gegessene) ist die „kleine rote Bohne“ (chin. chi xiao dou 赤小豆). Sie hat einen so leckeren süßen Geschmack, dass sie meist in Süßspeisen landet, in Japan zum Beispiel in dem marmeladeähnlichen Anko (siehe Rezept am Ende des Artikels). Gleichzeitig ist sie sehr nahrhaft, enthält große Mengen pflanzliche Eiweiße, viel Kalium, außerdem Eisen, Zink und andere wertvolle Spurenelemente. Nach der Chinesischen Medizin hat die Azukibohne so herausragende Eigenschaften, dass sie seit dem Altertum nicht nur in der Küche, sondern auch als Heilkraut eingesetzt wird. Bei uns im Westen wurde die kleine rote Bohne zunächst nur in der Makrobiotik verwendet, ist heute aber getrocknet in allen Bioläden erhältlich.

Die ausleitende Wirkung

Die erste Wirkung, die wir hier unter die Lupe nehmen, teilt die Azukibohne mit allen anderen Hülsenfrüchten: sie wirkt diuretisch, unterstützt also die Ausscheidung von Harn und das Wasserlassen. In der TCM wird sie deshalb immer dann eingesetzt, wenn sich „Wasser“ im Körper ansammelt, also bei Schwellungen, bei Ödemen und auch bei Übergewicht, sofern dieses mit Wasseransammlung im Gewebe zusammenhängt. Eine sehr wichtige Rolle spielt die Azukibohne in der TCM auch bei Miktionsstörungen, da sie überhaupt eine enge Verbindung zum Funktionskreis Blase hat. In all diesen Fällen würde man die Bohne traditionell mit einem Karpfen zu einer Brühe abkochen oder zusammen mit anderen diuretischen Heilmitteln wie dem Hionstränensamen (yiyiren), Maishaar oder dem Pilz Poria (fuling) zu einem Dekokt. Aus der relativ starken diuretischen Wirkung ergibt sich auch eine der wichtigsten Kontraindikationen für die ansonsten sehr gut verträgliche und unproblematische Bohne: Menschen, die unter Trockenheit, Verstopfung mit trockenem Stuhl, starker Abmagerung oder Yin-Mangel leiden, sollten die Azukibohne nur mit Vorsicht verwenden und besser mit ausreichend Öl oder anderen befeuchtenden Zutaten genießen, damit die ausleitende Wirkung ausgeglichen wird.

Gegen Hitze

Die zweite für die Azikibohne wichtige Wirkung ist schon sehr viel spezifischer. Nach der Klassifizierung der TCM hat die Azuki zwar eine neutrale thermische Wirkung (wirkt also nicht kühlend), dennoch kann sie Hitze ausleiten. Mit anderen Worten: die Azukibohne besitzt eine entzündungshemmende Wirkung, die in nach der TCM besonders bei eitrigen Entzündungen hilfreich sein kann. Eingesetzt wird die Azukibohne vor allem im Bereich der Haut (Furunkel, schlecht heilende Wunden) und des Darmtrakts (Hämorrhoiden, Ulzerationen im Darm, blutig-eitriger Stuhl). Nach der Theorie der Chinesischen Medizin entsprechen diese Indikationen feuchter Hitze: eine Kombination von stagnierendem Schleim oder anderen Schlacken (Feuchtigkeit) und einer entzündlichen Reaktion (Hitze). Die Azukibohne ist deshalb ein geeignetes Mittel gegen feuchte Hitze, weil sie ausleitende und kühlende Wirkungen vereint. Darin ist sie übrigens der Mungbohne sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass letztere eine stärker kühlende Wirkung hat und deshalb in Situationen mit einer stärkeren Hitze eingesetzt werden kann. Weitere Situationen, in denen die Azukibohne nach der TCM helfen kann Feuchte Hitze auszuleiten (oft in Kombination mit der Mungbohne), sind Fußpilz, eine leichte Blasenentzündung oder die Prävention von Nierensteinen. Der große Vorteil dabei ist, dass die Azuki im Vergleich zu anderen Mitteln gegen Feuchte Hitze, die meist eine recht stark kühlende Natur haben (z.B. Löwenzahn), den Funktionskreis Milz kaum belastet, ja sogar unterstützen und stärken kann.

Unterstützung beim Stillen

Die dritte und letzte Wirkung, die hier genannt werden soll, interessiert einen sehr besonderen Personenkreis: stillende Mütter. Hier kann die Azukibohne als eine Art Allheilmittel eingesetzt werden, da ihre unterschiedlichen Wirkungen auf eigentlich alle während der Stillzeit auftretenden Probleme eine positive Wirkung zeigen. Zum einen fördert die Azukibohne die Milchbildung, zum anderen fördert sie die Durchblutung, bewegt also in den Worten der Chinesischen Medizin das Blut und auch die Milch. Schließlich wirkt sie durch ihre entzündungshemmende Wirkung prophylaktisch gegen eine Mastitis, eine Brustentzündung.

Zuletzt noch einige Zeilen zur Verwendung der Azukibohnen in der Küche. Wie die meisten Hülsenfrüchte sollten auch diese vor dem Kochen eine Nacht lang eingeweicht werden. Das Einweichwasser wird weggeschüttet und die Bohnen in frischem Wasser auf kleiner Flamme weichgekocht, am Besten unter Zugabe von verdauungsfördernden Gewürzen (Fenchel, Ingwer, Lorbeer) oder einem kleinen Stück Meeresalge. Leichter verdaulich sind die Azukis nach dem Keimen oder in Form von Sprossen.

Blähungen sind ein häufiges Argument gegen den Verzehr von Hülsenfrüchten. Die meisten Menschen können das Verdauen von Hülsenfrüchten allerdings erlernen, vorausgesetzt sie essen diese regelmäßig, mindestens 1-2 mal in der Woche. Dann nämlich beginnt der Körper die Enzyme zu produzieren, die es für die Verdauung braucht. Ein bisschen Luft wird es danach allerdings trotzdem noch geben, das hat unter anderem auch mit den vielen Ballaststoffen in den Bohnen zu tun. Die Darmflora sagt danke!

Rezepte

Reiscongee mit Azukibohnen

Das Reiscongee gilt in der TCM als die am leichtesten verdaubare und dabei sehr stärkende Speise. Dabei wird ein Teil Reis gut gewaschen und mit 6-10 Teilen Wasser über mindestens 2 Stunden auf kleinster Flamme ge(zer-)kocht. Wenn eine stärker diuretische Wirkung erwünscht ist, können Azukibohnen mitgekocht werden und zwar bis zu einem Verhältnis von 1:1. Das Congee wird erst nach dem Kochen gewürzt.

Anko mit Gojibeeren und Orangenschale

200 g Azuki über Nacht einweichen. Am nächsten Tag mit einem halben Liter frischem Wasser aufkochen und 5 Minuten lang kochen lassen. Das Kochwasser abgießen und die Bohnen mit 700 ml frischem Wasser aufsetzen. 90 Minuten lang köcheln lassen, dabei ab und zu umrühren und bei Bedarf noch etwas Wasser dazugeben. 10 Minuten vor Ende der Kochzeit zwei Handvoll Gojibeeren zugeben und 180 g Vollrohrzucker unterrühren. Gut rühren und schließlich mit einer Prise Salz und etwas Orangenschale abschmecken. Die Bohnen zerkochen fast völlig, aber falls nötig, kann man mit einem Pürierstab etwas nachhelfen, um einen glatte Creme zu erhalten. Je nach Verwendung kann das Anko nach der Zugabe von Zucker noch auf kleinster Flamme etwas eingekocht werden.  

Eintopf mit Azuki und Kürbis

200 g Azukibohnen und ein kleines Stück Meeresalge (besser nicht Kombu oder Kelp wegen dem sehr hohen Iodgehalt) über Nacht einweichen.  Mit frischem Wasser aufsetzen und 30 Minuten lang köcheln lassen und dabei immer wieder Wasser aufgießen, wenn es nötig ist. Die ersten 5 Minuten ohne Deckel und stark kochen, danach zudecken und die Hitze auf ein Minimum reduzieren. 350 g Speisekürbis in mundgerechte Stücke schneiden, nach den 30 Minuten auf die Bohnen geben und knapp mit Wasser bedecken. Weitere 40 Minuten lang weiterkochen, bis der Kürbis und die Bohnen weich sind. 10 Minuten vor Ende der Kochzeit kann man den Eintopf mit Sojasoße oder Salz abschmecken. Vor dem Servieren mit Olivenöl beträufeln und nach Geschmack mit Petersilie bestreuen.

Dieses Rezept der makrobiotischen Küche wirkt trocknend (Azukibohnen) und Schleim lösend (Kürbis und Alge) und schafft es gleichzeitig, mit dem mild süßen Geschmack die Milz zu stärken.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert